Reinhard Hauser, ehemaliger Schauspieler des Burgtheaters Wien und Intendant des Landestheaters St. Pölten, rezitiert die dramatisierte Fassung der Novelle „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ von Lu Xun, eine der bekanntesten Erzählungen der modernen chinesischen Literatur. Der Cellist Taner Türker gestaltet mit Eigenkompositionen die musikdramaturgische Begleitung.
„Tagebuch eines Wahnsinnigen“, veröffentlicht im Jahr 1918, handelt von einem Mann, der wähnt, die ganze ihn umgebende Kultur sei durch schlecht verhohlenen Kannibalismus geprägt und selbst seine Familie lauere nur darauf, ihn zu fressen. Das “Tagebuch” endet mit den Worten „Rettet die Kinder“. Welch ein Aufruf an die Menschen in unserer Gegenwart!
Lu Xun veröffentlichte die sozialkritische Erzählung zu einem Zeitpunkt, als die letzte chinesische Kaiserdynastie bereits gestürzt, die Gesellschaft jedoch noch nach den Prinzipien der Feudalethik strukturiert war.
Lu Xun ist einer der bedeutendsten chinesischen Schriftsteller der Neuzeit. Er wurde 1881 als ältester Sohn einer verarmten Familie von Großgrundbesitzern in der ostchinesischen Stadt Shaoxing geboren. „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ ist repräsentativ für sein Schaffen, das oft die Missstände der chinesischen Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert anprangert.