Noch heute lässt Pekings Stadtgrundriss den altchinesischen Plan einer Idealstadt erkennen, den Kublai Khan bis 1274 umsetzte. Sie sollte nicht nur den Ansprüchen einer absoluten Herrschaft genügen, sondern den Menschen auch dem Kosmos kultisch zuordnen. Unter Mao dagegen hatte Peking als Industrie- und Proletarierstadt ein sozialistisches Fortschrittsideal zu verkörpern. Das kulturelle und bauliche Erbe wurde als feudalistisch verfemt, vernachlässigt und teils vernichtet. Die Reformära ließ ein neues Ziel des Städtebaus entstehen: Peking als Leuchtturm des Sinokapitalismus und als Weltmetropole mit gigantischen Flugplätzen. Zugleich soll die Wiederentdeckung feudalen Glanzes bis hin zur Rekonstruktion von Baudenkmälern den Nationalstolz stärken. Wie in einem Brennglas zeigt sich aller Wandel an Pekings zentraler Nord-Süd-Achse, die der Anlage moderner Stadtzentren anderenorts zum Vorbild dient.
Dr. Hans-Wilm Schütte ist einer der meistgelesenen deutschen Chinaautoren. Nach einem einjährigen studium generale am Leibniz-Kolleg in Tübingen studierte er Sinologie in Hamburg, Hongkong und Taiwan. 1978 wurde er im Fach Sinologie in Hamburg zum Dr. phil. promoviert. Später lehrte er an den Universitäten Hamburg und Marburg sowie an der Hochschule Bremen und wirkte an mehreren Forschungsprojekten mit. Forschungsreisen führten ihn u. a. nach China, Japan und in die Vereinigten Staaten. Arbeitsschwerpunkte waren neuere Sozialgeschichte Chinas sowie Wissenschaftsgeschichte. Seit 1989 arbeitet er als freier Publizist. Ab 1999 ständiger freier Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Asienstudien, veröffentlichte er dort bis Ende 2008 regelmäßig über Taiwan. Mehrere der von ihm verfassten Chinareiseführer (unter anderem in den Reihen Baedeker und Marco Polo) waren in Deutschland Marktführer. Übersetzungen seiner Bücher und Schriften erschienen in sieben europäischen Fremdsprachen und auf Chinesisch. Er ist Mitherausgeber des Großen China-Lexikons.